Im folgenden wird in Auszügen eine Projektskizze zum Schutz der beiden einzigen Habitate der seltenen und bedrohten Euphorbia handiensis wiedergegeben. Der Projektvorschlag ist bei der Deutschen Kakteengesellschaft DKG eingereicht und befürwortet worden. Gegenwärtig werden Partner für die Umsetzung vor Ort gesucht.
Demnächst finden Sie hier hoffentlich erste Ergebnisse!
Euphorbia handiensis-Habitat 1912 |
Dasselbe Habitat im Jahr 2003 |
Dieser Bestandsrückgang ist seit längerem bekannt.
Bramwell und Bramwell (1974) bezeichnen diese Art als selten und ziemlich
bedroht. Walter & Gillett (1998) stufen E. handiensis als bedroht
ein, die Überlebenschance seien minimal, falls die Habitat-Gefährdung
weiterhin bestehen bleibe.
Erste quantitative Untersuchungen nimmt Mangani in 1988
vor (Mangani 1992). Er gibt für beide Bestände eine Gesamtfläche
von 2 km² an und schätzt den Bestand bei 1 Pflanze auf 40 m²
auf insgesamt 50.000 Pflanzen. 1998 und 1999 untersucht Lawant die Vorkommen.
Er schätzt das Areal auf 1,2 km² und errechnet bei 1 Pflanze
auf 60 m² einen Bestand von etwa 20.000 Pflanzen (Lawant 2000). Die
Unterschiede in den Bestandszahlen zeigen nicht notwendigerweise einen
Populationseinbruch in den dazwischen liegenden 10 Jahren, vielmehr können
hier auch methodische Differenzen eine Rolle spielen.
Innerhalb der Populationen gibt es immer noch imposante
Pflanzen von bis zu 1 m Höhe, deren Alter auf bis zu 100 Jahre geschätzt
wird. Auch finden sich im Sommer 2003 durchaus blühende Exemplare
sowie ein geringer Fruchtansatz. Auffallend sind jedoch die zahlreichen
toten Pflanzen, von denen sicherlich ein Teil auf natürlichen Tod
infolge von Alterung zurückzuführen ist. Allerdings finden sich
auch Überreste junger Pflanzen. Unklar ist, wie lange solche Überreste
sich im extrem ariden Klima der Halbinsel erhalten. Im scharfen Gegensatz
zu den häufig aufzufindenden, abgestorbenen Pflanzen steht das völlige
Fehlen von Sämlingen.
1) Beweidung durch Ziegen
- Auf Fuerteventura herrscht ein extremes Klima: Im August
steigt die Temperatur auf bis zu 45 Grad, von Mai bis September gibt es
i.d.R. keine Niederschläge, der Regen in den Monaten Oktober bis April
beläuft sich auf ca. 150 mm.
Im Inneren der großen E. handiensis-Sträucher
entwickelt sich ein besonders geschütztes Mikroklima, in dem Gräser
und Periplacacaeen wachsen. Lawant (2000) konnte beobachten, dass Ziegen
diese Sträucher zielstrebig zertrampeln, um an die saftigeren Triebe
im Inneren heran zu kommen. Solche zertrampelten Sträucher waren auch
schon Mangani (1992) aufgefallen und als Schaden durch Ziegen interpretiert
worden. Auch 2003 zeigen sich derart zerstörte Pflanzen.
Frische Bruchstellen an einer niedergetrampelten Pflanze
- Das Problem wird noch dadurch verschärft, dass
Ziegen beobachtet wurden, die gezielt Sämlinge von E. handiensis
aufsuchten und fraßen (Lawant 2000). Offensichtlich haben Sämlinge
noch nicht (genug?) von dem schützenden Milchsaft produziert.
- Weiterhin hält Lawant (2000) einen Zusammenhang
zwischen dem Weidedruck und dem geringen Fruchtansatz für möglich:
Durch die ständige Beweidung wird die Zahl der Blütenpflanzen
reduziert. Damit könnte auch die Dichte der bestäubenden Insekten
im Gebiet reduziert werden.
2) Erschließung des Geländes
- Beide Bestände werden durch jeweils eine Schotterpiste
durchschnitten. Schotterpisten wurden zumindest im August 2003 auf der
Insel von Tanklastwagen aus besprengt, um die Staubentwicklung zu reduzieren.
Angrenzend an die Piste hat sich der Boden teilweise verändert hat.
Ob dies auf ablaufendes Wasser zurückzuführen ist, das Staub
mit sich führt, oder auf durch die Luft transportierten Staub (bei
nahezu konstant ablandigem Wind), kann nicht beurteilt werden. Deutlich
ist jedoch, dass es eine Veränderung gibt. Ein negativer Einfluss
auf den Bestand unterhalb der Schotterpiste ist jedenfalls nicht auszuschließen.
- Für einen der beiden Standorte sollen Pläne
existieren, dort eine Mülldeponie zu errichten. 2003 ist dort allerdings
(noch?) keine Mülldeponie zu sehen.
- Mitten in einem Bestand gibt es einen “Ziegenstall”,
d.h. eine Ansammlung von Bretterverschlägen, rostigen Autowracks etc.
Dorthin sollen die Ziegen regelmäßig getrieben werden - entsprechende
Folgen für den Pflanzenbestand sind wahrscheinlich.
3) Klimatische Veränderungen
Klimatische Veränderungen sind als Ursache für
eine ausbleibende Verjüngung des Bestandes durchaus vorstellbar. So
weiß man von anderen, langlebigen Arten, dass ein Fortpflanzungserfolg
durchaus über mehrere Jahre ausbleiben kann, bis dann in einem klimatisch
besonders günstigen Jahr eine erfolgreiche Reproduktion möglich
wird. Dies mag auch auf die E. handiensis-Bestände zutreffen,
kann aber nicht als Erklärung für die Zerstörung adulter
Pflanzen dienen.
4) Sammeltätigkeit
- Weder Mangan’s (1992) noch Lawant’s (2000) noch eigene
Beobachtungen deuten auf illegale Pflanzenentnahmen.
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