In Niedersachsen existierten ursprünglich 5 Gewässersysteme
mit insgesamt ca. 20 von Margaritifera margaritifera besiedelten
Bächen, die zusammen einen Bestand von einigen Millionen Tieren
enthielten. 1939 waren davon nur noch 50.000 Tiere in 2 Bächen übrig.
1965 war der Bestand auf 5.000 Tiere zurückgegangen und 1985 auf 3.000
Tiere, die nun nur noch in einem Teilabschnitt eines Baches lebten. Jungmuscheln
waren zu diesem Zeitpunkt nur noch in geringen Zahlen zu finden, der Bestand
war überaltert.
Seit ca. 1970 bemühen sich engagierte Naturschützer aus der
Verwaltung des Landes Niedersachsen, aus Hochschule und Verbänden,
aber auch Privatpersonen, die letzten Überreste der heimischen Flussperlmuschelbestände
zu erhalten. Alle Versuche, den Bestand durch in Kultur gewonnene Jungmuscheln
oder durch das Aussetzen von mit Glochidien infizierten Wirtsfischen
zu stützen, brachten nicht den gewünschten Erfolg. Der Lebensraum
der Jungmuscheln war durch große Mengen Sand, der aus landwirtschaftlichen
Flächen in den Bach gelangte und dort weiter transportiert wurde,
zu stark beeinträchtigt.
In den 90er Jahren und bis zum Jahr 2004 hinein konnten schließlich
im Rahmen eines Naturschutzgroßprojektes Flächen im gesamten
Einzugsgebiet aufgekauft werden, um den Sandeintrag zu stoppen. Gleichzeitig
wurden Staurechte und Fischteiche im Talraum erworben und einzelne Bachabschnitte
renaturiert. Diese Maßnahmen brachten die gewünschte Verbesserung
des Lebensraumes.
Seit ca. vier Jahren werden wieder vermehrt Jungmuscheln gefunden.
Heute hat sich der Bestand gegenüber 1985 mehr als verdoppelt, d.h.
die Mehrheit aller Muscheln ist heute weniger als 20 Jahre alt!
Die folgenden Bilder entstanden im Juli 2003 und zeigen eine Momentaufnahme
der Entwicklung:
Oberlauf, renaturierter Abschnitt im Niedermoorbereich | |
Das Wasser ist durch Huminstoffe braun gefärbt.
Das Sediment besteht überwiegend aus Kies und grobem Sand, feine Sandanteile und Silt, die das Lückensystem des Sediments verstopfen würde, fehlen fast völlig. |
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Noch nicht renaturierter Abschnitt: durch Ausbaggerung überdimensioniert, dicke, weiche Schlammablagerungen | |
Wenige Minuten Nachsuche reichten aus, um eine Handvoll junger Muscheln zu finden! | |
Mit dem Aufkauf landwirtschaftlicher Flächen im Einzugsgebiet,
dem Rückdrängen der Teichwirtschaft, dem Bau von Sandfängen,
dem Aufkauf von Staurechten und der Entschlammung eines Mühlteiches
ist es gelungen, erstmals weltweit eine so große Anzahl junger
Flussperlmuscheln zu erhalten, dass sich ein Bestand sichtbar erholt.
Im Jahr 2004 wurden die ältesten dieser Jungmuscheln mit ca. 14 Jahren erstmals selbst trächtig. Der Kreis schließt sich..... |